Kenntnisstand

Juni 2022

Was ist ProCall DataCenter?

estos ProCall DataCenter basiert im Grundsatz auf der aktuellen estos ProCall Enterprise Version und ist darüber hinaus für den Einsatz in einer Multi-Server-Umgebung geeignet, bei der mehrere UCServer zusammen arbeiten und administriert werden können.

So werden insbesondere große Umgebungen und Umgebungen mit gesteigerten Anforderungen an Redundanz und Administration unterstützt. 

ProCall DataCenter eignet sich vor allem für den Einsatz in großen Unternehmen mit mehr als 2.500 Arbeitsplätzen, wie auch Unternehmen mit mehreren Standorten und erhöhten Bedarf an Ausfallsicherheit.

Erweiterte Funktionen ProCall DataCenter

Funktionen von ProCall Enterprise werden auch von ProCall DataCenter unterstützt.
Durch die Multi-Server-Architektur und zentrale Datenbanken bieten sich erweiterte Funktionen für Administration und höhere Auslegung eines Unified Communications Systems.

  • Multi-Server-Architektur: Aufteilung des Systems auf mehrere UCServer und UC MediaServer möglich
  • Zentrale Administration der Umgebung: als wäre es ein System (→ zentrale Datenbanken) 
  • Verwaltung mit mehreren Administratoren gleichzeitig möglich

Systemtopologie ProCall DataCenter

Bestandteile der Systemtopologie

Eine DataCenter Systemtopologie besteht mindestens aus zwei UCServern,die über ein Redis und eine SQL-Datenbank miteinander verbunden sind. 

Das Active Directory kann auch durch eine datenbank-basierte Benutzerverwaltung auf dem Microsoft SQL Server ersetzt werden

Des weiteren ist es möglich, die MediaServer zur Lastverteilung auf dedizierte Server auszulagern. 

Zusammenspiel der Komponenten

Wie im Schaubild "Systemtopologie ProCall DataCenter" zu sehen, besteht ein DataCenter aus mehreren Servern und Komponenten. Die jeweiligen Komponenten übernehmen dedizierte Aufgaben. Diese werden im Folgenden näher dargestellt: 

estos Dienste

UCClient

Der UCClient stellt das Front-End des Dienstes zum Anwender/Benutzer dar. Der Client ermöglicht den Anwendern einfache Kommunikation über verschiedene Medien. So hat der Anwender die Möglichkeit, hierüber seine Telefonate (TAPI und SIP) zu führen, Textnachrichten auszutauschen, Videobesprechungen abzuhalten und vieles mehr. Die Fähigkeiten des Clients können vom Administrator eingeschränkt werden. 

UCServer

Der UCServer ist die zentrale Kommunikationsschnittstelle des Clients und die Schaltzentrale des Unified Communications Dienstes.

Jeder Client ist explizit einem bestimmten UCServer ("Verwaltungsserver") zugeordnet, der wiederum u.a. die Verbindung zur Telefonanlage verwaltet. Der UCServer stellt aus Client-Sicht die zentrale Stelle für alle Belange des jeweiligen Clients dar. Auch die Systemverwaltung und -administration der Multi-Server-Umgebung erfolgt am UCServer via UCAdmin Oberfläche

UCWeb Service

Hierbei handelt es sich um einen separaten Dienst, der bei der Installation von ProCall DataCenter auf derselben Maschine wie der UCServer installiert wird. Der UCWeb Dienst stellt dem UCServer eine Schnittstelle bereit, der sich um alle webbasierten Datenverbindungen kümmert. Hierzu gehört neben den Web Clients auch die Microsoft SQL Server Anbindung. 

MediaServer

Der MediaServer bildet die Medienplattform für aktive Softphone-Gespräche

Dritt-Dienste

Empfehlung

Die Dritt-Dienste sollten aus Gründen der Performance und Ausfallsicherheit auf separaten Servern betrieben und nicht auf denselben Servern wie die estos Dienste installiert werden

Chat- und Journaldatenbank

In der Chat- und Journaldatenbank werden zentral die Chats aller Nutzer und aller Chatgruppen abgelegt. Außerdem wird hier auch das Ereignisprotokoll (Journal) eines jeden Nutzers aller Server abgelegt. Dies ermöglicht den serverübergreifenden Nachrichtenaustausch, wie auch das Teilen von Ereignisinformationen mit Nutzern anderer Server. 

Benutzerverwaltung

Zur Benutzerverwaltung kann entweder (ein bestehendes) Active Directory verwendet werden oder eine dedizierte datenbankbasierte Benutzerverwaltung. Die Benutzerverwaltung enthält die Nutzerinformationen aller Nutzer aller Server und beinhaltet Daten wie Nutzername, Telefonnummer, E-Mail-Adresse usw. als auch die Information über den zugewiesenen Verwaltungsserver. Wird die dedizierte, datenbankbasierte Benutzerverwaltung verwendet, wird diese in der Multi-Server Datenbank angelegt und verwaltet. 

Multi-Server Datenbank

Prinzipiell gibt es Konfigurationseigenschaften, die den einzelnen Server betreffen, als auch Eigenschaften, die die Multi-Server-Umgebung betreffen.
Alle Eigenschaften, die die Multi-Server-Umgebung betreffen, werden für alle Server zentral abgelegt. Die entsprechenden Eigenschaften sind in der UCAdmin Oberfläche durch die Aufteilung der Baumstruktur in lokale und globale Konfigurationseigenschaften ersichtlich. Außerdem werden auch die meisten lokalen Eigenschaften in der zentralen Multi-Server Datenbank abgelegt, allerdings nur vom zugehörigen Verwaltungsserver verwendet.

Redis 

Redis ist eine hochperformante In-Memory Datenbank. ProCall DataCenter nutzt die Datenbank als Schlüssel-Wert-Speicher (Key-Value-Store) als auch als Benachrichtungsplattform im Publish-Subscripe-Mechanismus. Im Schlüssel-Wert-Speicher werden volatile Daten der Multi-Server-Umgebung abgelegt. Über den Publish-Subscribe-Mechanismus wird die serverübergreifende Signalisierung realisiert. 
Folgende Funktionen verwenden Redis: 

  • Präsenzen (Status, Notizen, Telefoniestatusinformation) 
  • Capabilities (über welche Kommunikationskanäle und -funktionen der Kontakt erreichbar ist)
  • Chat / Gruppen-Chat (Chat-Notification, gelesen/nicht gelesen, Typing Notification)
  • Signalisierung von Audio-/Video-Calls
  • Setzen von Präsenzen bei Dritten
  • Setzen von Rufumleitungen bei Dritten
  • Pick-up Call (Ruf heranholen)  von Dritten
  • Anzeige, ob Benutzer an-/abgemeldet ist in UCAdmin serverübergreifend
  • Änderungssignalisierung bei Benutzern und Gruppen in UCAdmin bei Multi-Admin-Verwendung
  • Heartbeat-Mechanismus (Serverüberwachung / Recovery)
  • Lizenzverwaltung (serverübergreifender Lizenz-Pool)

Ausfallsicherheit und Skalierbarkeit

ProCall DataCenter ist vor allem für Anwendungsszenarien ausgelegt, in denen Ausfallsicherheit und/oder Skalierbarkeit gefordert ist. Aus diesem Grund wird im folgenden explizit beschrieben, welche Effekte bei welchen Ausfallszenarien zu erwarten sind und wie diesen vorgebeugt werden kann. 

Ausfall eines UCServers

Fällt ein UCServer aus, bedeutet dies nicht den Ausfall der kompletten Multi-Server-Umgebung. Von dem jeweiligen Ausfall ist nur der jeweilige Server, die daran hängenden Clients und Leitungen betroffen.
Ist der UCServer wieder verfügbar, können sich die Clients wieder verbinden, und die Dienste stehen wie gewohnt wieder bereit. 

Ausfall eines MediaServers

Der Ausfall eines MediaServers führt lediglich zur Unterbrechung der derzeit aktiven Gespräche (SIP).
Neue Gespräche werden von den anderen MediaServern in der Multi-Server-Umgebung übernommen. Ist der MediaServer wieder verfügbar, werden ihm auch wieder neue Gespräche zugeteilt. 

Einrichtung MediaServer

Die jeweiligen MediaServer der Multi-Server-Umgebung müssen den einzelnen UCServern explizit bekannt gemacht werden. 

Ausfall der Chat- und Journaldatenbank

Beim Ausfall der Chat- und Journaldatenbank ist kein Austauschen von Textnachrichten mehr möglich. Dies betrifft alle Benutzer der kompletten Multi-Server-Umgebung. Außerdem können keine historischen Chatverläufe wie auch das Ereignisprotokoll der Journaldatenbank angezeigt werden. Die aktuellen Ereignisse werden nicht in der Journaldatenbank erfasst. Ist die Datenbank wieder verfügbar, werden Chats und Ereignisse, die während der Downtime entstanden sind, nicht nachgezogen. 

MS SQL Cluster

Sie können sich vor solchen Ausfällen schützen, indem Sie Ihre Microsoft SQL Datenbank als Cluster auslegen.

Ausfall der Benutzerverwaltung in ActiveDirectory

Wenn das AD nicht verfügbar ist, können sich keine neuen Benutzer mehr anmelden. Änderungen an Benutzern sind nicht mehr möglich. Der Zugriff auf den gemeinsamen Fileshare für Inhalte teilen kann möglicherweise nicht mehr funktionieren.

AD Replikation

Bei Verwendung eines Active Directory können Sie durch AD Replikation in Verbindung mit DNS Round Robin die Verfügbarkeit erhöhen. 

Ausfall der Multi-Server Datenbank

Die Multi-Server Datenbank besteht aus zwei Funktionbereichen. Den Konfigurationseinstellungen und (falls die Benutzerverwaltung nicht im ActiveDirectory vorgenommen wird) einer dedizierten datenbankbasierten Benutzerverwaltung.

Der Verlust auf den Zugriff zu den Konfigurationseinstellungen, hat auf den aktiven Betrieb keine Auswirkung. Die Konfigurationseinstellungen werden von jedem UCServer lokal zwischengespeichert.
Änderungen während der Downtime der Multi-Server Datenbank gehen allerdings verloren, da die Konfigurationseinstellungen der Multi-Server Datenbank eine höhere Gewichtung als lokale Einstellungen haben und somit die Einstellungen der Multi-Server Datenbank bei Verbindung mit dem UCServer vom UCServer übernommen werden. 

Der Verlust auf den Zugriff der Benutzerverwaltung macht sich dadurch bemerkbar, dass sich keine neuen Benutzer mehr anmelden können. Änderungen an Benutzern sind nicht mehr möglich. Der Zugriff auf den gemeinsamen Fileshare für Inhalte teilen kann möglicherweise nicht mehr funktionieren.

MS SQL Cluster

Sie können sich vor solchen Ausfällen schützen, indem Sie Ihre Microsoft SQL Datenbank als Cluster auslegen.

Ausfall der Redis Datenbank

Der Ausfall der Redis Datenbank hat zur Folge, dass die durch Redis bereitgestellten Funktionen zwischen Benutzern auf unterschiedlichen UCServern nicht mehr verfügbar sind. → siehe Abschnitt Redis. Zwischen Nutzer die sich auf dem selben UCServer befinden ergeben sich keine Einschränkungen. 

Alle weiteren Funktionen sind uneingeschränkt nutzbar. Sobald die Redis Datenbank wieder verfügbar ist, werden die aktuellen Zustände in der Datenbank aktualisiert, und die Funktionen stehen wieder wie gewohnt zur Verfügung.  

Um eine Redundanz und damit eine erhöhte Ausfallsicherheit zu erreichen, können die Redis Funktionen Redis Replication und Redis Sentinel verwendet werden. Hierdurch kann das oben beschriebene Ausfallszenario vermieden werden. 

Erreichung der Lastgrenze UCServer

Aufgrund hoher Benutzerlast und Interaktion mit dem System und zwischen den Benutzern kann es sein, dass die Grenzen der zur Verfügung stehenden Systemressourcen erreicht werden. Um ein entsprechendes Szenario zu vermeiden, empfehlen wir die Systemressourcen regelmäßig zu überwachen. Wird die Grenze der Systemressourcen erreicht, kann ein weiterer UCServer in die Multi-Server-Umgebung aufgenommen werden. Die User können dann auf den neuen UCServer verteilt werden. 

Erreichung der Lastgrenze MediaServer

Durch starke Nutzung von Softphone-Telefonie kann es hierbei auch dazu kommen, dass die Grenzen der zur Verfügung stehenden Systemressourcen erreicht werden. Standardmäßig wird der MediaServer auf der selben Maschine wie der UCServer installiert. Sollten die Systemressourcen nicht ausreichen, kann der MediaServer auf eine separate Maschine ausgelagert werden. Die MediaServer können ebenfalls auf mehrere Maschinen verteilt werden. Die Softphone-Gespräche werden bei der Gesprächs-Einleitung über alle MediaServer verteilt. 

Weiterführende Informationen

ProCall DataCenter Release Notes ->

estos Produkt-Seite zu ProCall DataCenter ->